SN.AT / Sport / Fußball / Bundesliga

Red Bull vor Ablöse: Salzburg hat seine Vormachtstellung im Fußball an die Steiermark verloren

Holt Sturm Graz den Bundesliga-Titel, stellt die Steiermark in allen drei überregionalen Ligen den Meister.

Sturm Graz wird in der Steiermark groß gefeiert.
Sturm Graz wird in der Steiermark groß gefeiert.
Prägende Figuren des steirischen Erfolgsfußballs: Hartberg-Präsidentin Brigitte Annerl und Sturm-Trainer Christian Ilzer.
Prägende Figuren des steirischen Erfolgsfußballs: Hartberg-Präsidentin Brigitte Annerl und Sturm-Trainer Christian Ilzer.
Sportdirektor Walter Hörmann (l.) mit Spielerberater Max Hagmayr und Sturm-Entwicklungscoach Günther Neukirchner.
Sportdirektor Walter Hörmann (l.) mit Spielerberater Max Hagmayr und Sturm-Entwicklungscoach Günther Neukirchner.
Auch die GAK-Fans feiern: Die Athletiker kehren nach 17 Jahren in die Bundesliga zurück.
Auch die GAK-Fans feiern: Die Athletiker kehren nach 17 Jahren in die Bundesliga zurück.

Zehn Mal in Folge hieß der österreichische Fußballmeister zuletzt Red Bull Salzburg. Mit dieser Saison neigt sich die goldene Bullen-Ära dem Ende zu. Sturm Graz führt zwei Runden vor Schluss vier Punkte vor Salzburg und könnte den Titel bereits am Sonntag mit einem Sieg beim LASK fixieren.

Doch es ist nicht nur Sturm allein, das den steirischen Fußball in Hochstimmung versetzt. Seit vergangenem Wochenende ist der GAK Meister in der 2. Liga - und kehrt damit 17 Jahre nach dem Zwangsabstieg wieder in die Bundesliga zurück. Außerdem kickt noch der TSV Hartberg im Fußball-Oberhaus, als Meistergruppen-Teilnehmer durchaus auch sehr erfolgreich.

Dass Salzburg seine Vormachtstellung im Fußball nicht nur an der Spitze, sondern auch in der Breite an die Steiermark verloren hat, zeigt ein Blick auf die 2. Liga. Dort sind in dieser Saison neben Meister GAK auch noch Leoben, Lafnitz, Kapfenberg und Sturm II vertreten. Aus dem Bundesland Salzburg spielt nur der Red-Bull-Club Liefering auf der zweithöchsten Leistungsstufe. Austria Salzburg wäre als angehender Westliga-Meister sportlich reif für die 2. Liga, doch die Rückkehr in den Profifußball gestaltet sich für die Violetten schwierig. In zwei Instanzen wurde der Austria die Lizenz verweigert.

Eindrucksvoll ist die steirische Dominanz auch in der Regionalliga Mitte. Mit sieben Vereinen stellt Österreichs neue Fußball-Hochburg in der 16er-Liga nicht nur das Gros der Teilnehmer, sondern auch den künftigen Meister. Der ASK Voitsberg kann sich am Freitag im Heimspiel gegen Allerheiligen dank eines 14-Punkte-Polsters vorzeitig zum Regionalliga-Champion krönen. Die Lizenz zum Aufsteigen hat Voitsberg dank potenter Sponsoren längst in der Tasche.

Walter Hörmann, der Sportdirektor des steirischen Fußballverbands, spricht beim Blick auf die Tabellen von einer "sehr erfreulichen Momentaufnahme". Der ehemalige Spieler (und für sehr kurze Zeit auch Trainer) der alten Salzburger Austria sieht den steirischen Fußball generell im Aufwind. "Wir haben inklusive aller Kinder- und Frauenteams 120 Neuanmeldungen pro Jahr. Der Fußball boomt gerade sehr", erzählt Hörmann im SN-Gespräch. Der 62-Jährige, der seit elf Jahren als Sportdirektor die Geschicke des Verbands leitet, sieht drei Säulen als Fundament für den aktuellen Erfolg: eine sehr gute sportliche Basisarbeit der Vereine, eine breit aufgestellte Trainerausbildung und die Unterstützung durch die steirische Wirtschaft. "Wir bilden mit dem drittgrößten Landesverband in Österreich die meisten Trainer aus. Im vergangenen Jahr waren es 350, sprich: ein Trainer pro Tag", sagt Hörmann, der die Zusammenarbeit im Verband lobt: "Da gibt es keine Querelen, keine dummen Querschüsse. Mein Eindruck ist: Hier wird vom Nachwuchs bis in den Profibereich versucht, gut zu arbeiten, um gemeinsam den steirischen Fußball voranzubringen. Aus dieser Breite ergibt sich früher oder später eine Spitze. Momentan heißt unser Flaggschiff Sturm Graz."

Dennoch sei auch im steirischen Fußball nicht alles eitel Wonne, schickt Hörmann hinterher. Das Trainingszentrum des designierten neuen österreichischen Fußballmeisters platze aus allen Nähten, meint der Sportdirektor. "Und Graz bräuchte schon lange ein schönes Stadion, in dem auch Champions-League-Spiele oder Länderspiele ausgetragen werden können."

Infrastrukturell habe Salzburg nicht zuletzt dank des großen Engagements von Dietrich Mateschitz und Red Bull den Steirern einiges voraus, weiß Hörmann. Aber sportlich müsste der Sportdirektor der erfolgreichen Steirer derzeit doch wunschlos glücklich sein, oder? "Nach 44 Jahren Erfahrung im Profifußball, davon 20 als Spieler und zuletzt elf Jahre als Verbands-Sportdirektor, würde ich gern noch einmal in den Profibereich zurückkehren", verrät Hörmann den SN.

SPORT-NEWSLETTER

Jetzt anmelden und wöchentlich die wichtigsten Sportmeldungen kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

KOMMENTARE (0)