Innviertel
Das Innviertel ist ein Teil des Bundeslandes Oberösterreich und besteht aus den Bezirken Braunau am Inn, Ried im Innkreis und Schärding am Inn. Es grenzt im Süden an das Bundesland Salzburg und hat vor allem mit dem Flachgau geschichtliche Verbindungen.
Salzburg und das Innviertel
Das römische Juvavum, aus der später Teile des heutigen Bundeslandes und der Stadt Salzburg hervorgingen, umfasste im Norden Teile des südwestlichen heutigen Innviertels.
Die Gründung der Benediktiner-Erzabtei St. Peter 696 und der Benediktinerinnenabtei Nonnberg 713 bildete für den Rupert von Worms, den Landespatron von Salzburg, die Grundlage für ein Bistum (739) und späteres Erzbistum (798). Kleine Teile des Innviertels im Bereich des heutigen Hochburg-Ach gehörten zeitweise auch zur Erzdiözese Salzburg.[1]
jahrhundertelang war für die Blutgerichtsbarkeit des Pfleggerichts Mattsee und für Gerichtsfälle in Straßwalchen das Herzogtum Bayern zuständig, dem das Innviertel lange Zeit gehörte. Hier kam es immer wieder zu Differenzen mit dem Erzstift.[2]
Erst am 13. Mai 1779 wurde in der schlesischen Kleinstadt Teschen der Friede von Teschen geschlossen, in dessen Folge das Innviertel zu Habsburg-Österreich kam.[3] Zum Andenken an diesen Frieden von Teschen wurde auf Salzburger Gebiet die Kaiserbuche gepflanzt, die 225 Jahre am Kamm des Haunsberges stand, bevor sie einem Sturm zum Opfer fiel.
Im Jahr 1848 gab es im Zuge der Verselbständigung Salzburgs gegenüber Oberösterreich als eigenes Kronland Überlegungen, das Herzogtum Salzburg samt Innviertel als Land des Kaiserreichs einzurichten.[4]
1953 der aus Hallein-Taxach stammende Ernst Kronreif mit dem Mattighofener Mechanikermeister Hans Trunkenpolz das KTM-Motorenwerk.
Die Postämter des Bezirks Braunau, also des südlichen Innviertels, haben eine "Salzburger" Postleitzahl (5...), weil sie postalisch von Salzburg aus versorgt werden. Bis 1994 wurden Bodenschätze im Süden des Innviertels mit der Salzburger Lokalbahn abtransportiert.
Geografie
Das Innviertel ist der westlichste Teil von Oberösterreich und grenzt an Deutschland. Im Südwesten stellt die Salzach die Grenze zu Bayern dar, im Westen und Nordwesten der Inn, im Norden die Donau, im Südosten der Kobernaußerwald und der Hausruck. Die Fläche beträgt etwa 2 250 km². Es ist mit etwas mehr als 200 000 Einwohner auch relativ dicht besiedelt (89 Einwohner pro Quadratkilometer, Salzburg zum Vergleich: 74).
Landschaftsformen
Der Sauwald im Norden, die fruchtbare Schlierlandschaft des unteren Innviertels mit den Innviertler Vierseit- und Vierkanthöfen und die Moränenlandschaft des oberen Innviertels mit Ibmer Moor, Weilhartsforst, Mattigtal und Kobernaußerwald.
Bodenschätze
Um Ostermiething und Trimmelkam liegt ein Braunkohlenlager der so genannten "Salzachkohle", dessen Abbau 1994 eingestellt wurde. Granitbrüche bei Schärding am Inn und Wernstein. Bei Ried im Innkreis, dem Hauptort des Innviertels, werden Erdöl und Erdgas gefördert.
Industrie
In Braunau-Ranshofen steht Österreichs bedeutendstes Aluminiumwerk; die Skifabrik Fischer in Ried im Innkreis, sowie Nahrungsmittel- und Maschinenbauindustrie, in Mattighofen fertigt KTM Fahrräder, Mopeds und Motorräder.
Grenzübergänge
Am Steilufer des Inns liegen die Grenzübergangsorte Braunau am Inn, Obernberg und Schärding am Inn; die A 8, die Innkreisautobahn, führt mit dem Grenzübergang Suben am Inn nach Bayern. Weitere Grenzübergänge befinden sich in Ach (zwei Übergänge nach Burghausen-Bayern) und Ettenau (nach Tittmoning-Bayern).
Landwirtschaft
Das Innviertel ist ein fruchtbares Land und wird auch als Kornkammer Oberösterreichs bezeichnet. Hauptsächlich Weizen, Mais und Zuckerrüben werden angebaut und eine große Rolle spielt in der Landwirtschaft auch die Erzeugung von Milch und Molkereiprodukten. Weiters wird Viehzucht (Fleckvieh) betrieben; Obst für Fruchtsaft- und Mosterzeugung.
Fremdenverkehr
Im Oberen Innviertel haben sich Gemeinden (mit einigen Flachgauer Gemeinden) und zwei bayerische Städte zur Wohlfühlregion Seelentium zusammen geschlossen.
Die Donau und der Inn - zwei die Landschaft prägende Flüsse
Der Inn, der dem Landstrich seinen Namen gibt, ist der bedeutendste Nebenfluss der oberen Donau. Der Inn war Transportweg für den Salzhandel, Getreide, Holz und Waren aus fernen Ländern. Die barocken Bürgerhäuser der sogenannten Silberzeile in Schärding am Inn und die Rokoko und Stuck verzierten Schifferhäuser in Obernberg geben Zeugnis von einstigem Reichtum.
Bemerkenswert ist die Vielfalt der bäuerlichen Hofformen, die sich besonders in Oberösterreich erhalten haben. Die bekanntesten Formen im Innviertel sind der oberösterreichische Vierkanter, die älteste bäuerliche Siedlungsform und der Innviertler Vierseithof.
Neben einer interessanten Geschichte kann Oberösterreich auch auf eine Reihe berühmter Persönlichkeiten zurückblicken: Franz Stelzhamer, der bedeutendste Mundartdichter des deutschen Sprachraumes; die Bildhauergeneration der Schwanthaler sowie die Gebrüder Zürn und Meinrad Guggenbichler; in Hochburg-Ach stand die Wiege des Komponisten Franz Xaver Gruber, dessen Lied von der stillen, heiligen Nacht die Welt eroberte.
Schärding am Inn
- Hauptartikel Schärding am Inn
Im Innviertel, an der Grenze zu Bayern, liegt die Barockstadt Schärding. Architektonisch ist die mittelalterliche Wehrstadt von allen Epochen geprägt, das Prunkstück ist jedoch die barocke Silberzeile im Stadtzentrum. Giebel an Giebel präsentiert sich hier ein unvergleichliches Häuserensemble. Hier wohnten einst reiche Kaufleute, die Taschen voller Silberlinge, die der Silberzeile vermutlich ihren Namen gaben. Die spätmittelalterlichen Zunftfarben der Häuser, der Zauber der alten Tore, die stillen Winkel und geheimnisvollen Gassen prägen bis heute den charmanten Charakter der kleinen, historischen Stadt. Von Schärding aus kann man Schiffsausflüge in Richtung Passau durch den Inn-Durchbruch unternehmen.
Religion
Bekannt ist das Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg. Man findet auch zahlreiche Wallfahrtsorte im Innviertel: Wallfahrtskirche Maria Ach, Wallfahrtskirche Maria Schmolln, Wallfahrtskirche in Gstaig, die Wallfahrtskirche Heiligenstatt in Lengau und andere.[5]
Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg
- Hauptartikel Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg
Die Geschichte des Stiftes Reichersberg reicht weit zurück. Im 11. Jahrhundert wandelte der Edle Wernher nach dem Tod seines einzigen Sohnes seinen Besitz in ein Kloster um und berief Augustiner Chorherren nach Reichersberg. Nach einem Großbrand im 17. Jahrhundert erhielten die Stiftsgebäude ihr heutiges Aussehen.
Kulinarisches
Der Kaiserschmarren, so wird erzählt, sei nicht etwa in Wien erfunden worden, sondern in Oberösterreich - irgendwo in einer Holzfällerhütte. Es war nämlich ein gern geübter Brauch des Kaisers Franz Joseph I., bei seinen Jagdzügen in bescheidenen Holzfällerhütten zu übernachten. Die ihm dort angebotene Lagerstatt sei ihm gerade recht gewesen, doch mit dem deftigen Holzfällerschmarren habe er sich nicht recht anfreunden können, so dass für ihn eine feinere Art erfunden worden sei mit Milch, Mehl und Eiern.
Persönlichkeiten aus dem Innviertel
- Friedrich Achleitner (* 23. Mai 1930 in Schalchen) ist ein österreichischer Architekt, Architekturkritiker und Schriftsteller. Als Literat ist er ein Hauptvertreter des modernen Dialektgedichts und der Konkreten Poesie.
- Hubert Bachleitner, Pädagoge und Winzer
- Hubert Feichtlbauer (* 7. Februar 1932 Obernberg am Inn) ist Journalist (u.a langjähriger Chefredakteur "Die Furche")
- Eva Maria Filzmoser, Direktorin von "CDM Watch"
- Franz Xaver Gruber (* 25. November 1787 in Unterweitzberg in der Innviertler Gemeinde Hochburg, Oberösterreich; † 7. Juni 1863 in Hallein) war Organist, Lehrer, Chorregent und Komponist des weltbekannten Liedes "Stille Nacht! Heilige Nacht!".
- Franz Jägerstätter (* 20. Mai 1907 in St. Radegund; † 9. August 1943 in Brandenburg an der Havel, Deutschland) war Landwirt und Kriegsdienstverweigerer im Zweiten Weltkrieg. Er wurde deshalb wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode verurteilt und hingerichtet. Seligsprechung am 26. Oktober 2007.
- Tobias Pötzelsberger (* 1983 in Lochen am See), ORF-Moderator vormals beim ORF Salzburg jetzt beim ORF in Wien.
- Franz Stelzhamer (* 29. November 1802 in Großpiesenham bei Ried im Innkreis; † 14. Juli 1874 in Henndorf am Wallersee)
- Urban von Trennbach (* 10. Mai 1525 in St. Martin im Innkreis; † 9. August 1598 in Passau), Fürstbischof des Bistums Passau.
- Hans Trunkenpolz (* 17. Jänner 1909 in Altheim; † 10. Februar 1962 in Wien), Mitbegründer des Motorenwerkes KTM
- Franz Michael Vierthaler (* 25. September 1758 in Mauerkirchen; † 3. Oktober 1827 in Wien), Pädagoge, Schulreformer, Schriftsteller und Journalist
- Michael Unverdorben, Sportjournalist der Salzburger Nachrichten
Literaturtipp
Bilder
- Innviertel – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
- Innviertel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Weblinks
- Innschifffahrt Schaurecker
- Therme Geinberg
- Baumkronenweg Kopfing
- Stift Reichersberg
- Heimatgeschichte der Region Chiemgau-Inn-Salzach, ein PDF
- www.innviertel.at
- www.seelentium.at
Quellen
- Peter sowie oben angeführte Weblinks
- Die Geschichte vom Bundesland Salzburg
- Eintrag zu Innviertel in: Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz – online (auf AEIOU)
- Salzburgwiki-Artikel
Einzelnachweise
- ↑ Quelle Das Erzbistum Salzburg in seiner Geschichte, Franz Ortner, Teil 1 und 2
- ↑ Quelle Schwert und Galgen, Seite 15
- ↑ Friedrich Freiherr von Schrötter, Topographie oder kurze Beschreibung desjenigen Distrikts der bayerischen Lande, welchen das Erzhaus von Österreich Kraft der mit Kurpflaz zu Teschen geschlossenen Konvention in Besitz genommen hat. Wien, J. von Kurzböck 1779. Kl.- 4to. Mit gestochenen Titel- und 3 Textvignetten, gefalt., kolor. Kupf.- Karte und 21 gefalt. Kupfertafeln. 8 Bll., 64 S., 12 Bll. - (Angebunden:) Friedenstraktat zwischen der Kaiserin von Österreich und dem König in Preussen, geschlossen zu Teschen den 13. May 1779. Wien, J. T. von Trattner. 40 S. HLdr. d. Zt.
- ↑ Haas, Hanns, Salzburg in der Habsburgermonarchie, in: Dopsch, Heinz; Spatzenegger, Hans (Hrsg.): Geschichte Salzburgs, Stadt und Land, Band 2, Teil 2, Neuzeit und Zeitgeschichte; Verlag Anton Pustet Salzburg 1988; ISBN 3-7025-0243-2. S. 662 ff (S. 674). Das Land Salzburg wurde offenbar allein als zu klein betrachtet und hatte ja mit dem benachbarten Innviertel auch die verhältnismäßig kurze Zugehörigkeit zur Habsburg-Monarchie gemeinsam.
- ↑ Quelle www.innviertel.at